Ich hab ja neulich hier meinem Telefon-Stöhner erklärt, wann er anrufen darf und wann NICHT! Nicht vor 7 Uhr und nicht nach 23 Uhr. Vergeblich. Heute um 3.50!!! rief, also ich sage jetzt spontan: das Arschloch, wieder an. Und das finde ich jetzt megagemein. Um diese Zeit wird man normalerweise angerufen, wenn etwas in der Familie passiert ist. Ich tappte also zum Handy, das ich versehentlich nicht auf lautlos gestellt hatte, konnte dann lange nicht mehr einschlafen. Dabei hatte ich mich so auf meine ersten Nachferiennacht gefreut. Im eigenen Bett. Ich finde, Ferien werden krass überbewertet. Schon die Anreise per SBB-Zug in die Berglein war eine Tortur. Ich bin ja bekanntlich überzeugte Privatfahrerin. Jetzt weiss ich auch wieso. Obwohl wir Milliarden in die Neat stecken, rollen noch Steinzeitwagons mit Einstiegeluken wie ins Spaceschöttl herum.
Prompt wollte Haushündin Irettli nicht einsteigen, ich schob hinten nach, die Türe ging plötzlich zu, jetzt habe ich einen blauen Arm. Auf der Rückfahrt hielt der „Express“ an jedem Milchchübel, dann ging die Türe zur Abwechslung nicht auf. Auch der SBB-Monteur zuckte mit den Schultern, und als wir schliesslich im Renngalopp auf den Anschluss seckelten, war der pumpenvoll. Und die Giftnudel visavis zischte mich an, als ich sie bat, das Sonnenrollo ein bisschen runterzurollen. Irgendwie kann ich das verstehen, denn Zugfahren ist ja trotz Bananenrepublik-Groove so teuer, dass sie sich wegen wegfallender Sonneneinstrahlung beschissen fühlte. Item, ich küsste in Züri das Perron, schwor mir, NIE mehr in woanders als in meinem eigenen Wägeli zu verreisen. Und überhaupt war alles viel schöner dihei als in Davos, das ja aussieht wie Adliswil in der Rushhour.
Und dann rief das Arschloch wieder an. Mitten in der Nacht. Natürlich hob ich nicht ab. Was hätte ich denn tun sollen? Mitstöhnen, mitreden? Ich kann ja nicht so ein feines Hochdeutsch. Ja der Herr ist Deutscher. Jetzt frage ich mich. Ist das ein Cablecom-Callcenter-Mann im Ruhrpott, der CH-Handynummern hortet, ein dt. Uni-Assistent, der seine Freundin in Hamburg vermisst? Wäre ein französischer Stöhner nicht viel charmanter als so ein zackiger Sal-Boche wie der einer ist? Soll ich ihm das sagen, wenn er wieder anruft? Oder zeigt er mich dann an wegen Rassismus? Man merkts, so ein Stöhner wird zum Fulltimejob. Dabei habe ich ja nur EINEN Grund, schlaflos zu sein in den nächsten Tagen. Weil ja die Riesenpalette druckfrischer Bücher angeliefert wird. Wobei, wann genau, keine Ahnung. Auch im Hightech-Zeitalter sind Menschen zugange. Vorneherum tun ja alle sehr kompetent, aber dahinter sind wir alle kleine Ahnungslose. Und niemand weiss, was gilt und was nicht.
So wie mein Telefon-Stöhner. ALSO Herr Arschloch, rufen Sie nicht an vor 7 Uhr, nicht nach 23 Uhr und schon gar nicht mitten in der Nacht. Und jetzt vernichten Sie meine Handynummer und wählen den Anschluss meiner nerdy Nachbarin. Ich bin sicher, dass wird eine ganz tolle Verbindung. Danke!
http://www.vollreif.ch – die Handynummer bei „Kontakt“ ist nicht für einen neuen Stöhner gedacht!