Griechenland-Krise

Im vollen Bauch des Lebens!

2015-07-08 20.10.47

Ich schaue sehr gerne auf Arte die Sendungen über andere Landstriche, deren Leute und ihre kulinarischen Spezialitäten an. Vorallem, wie sie gemacht werden. Und jedesmal finde ich es unglaublich schön, wie verbunden die Menschen mit ihrem Machen sind. Man sieht es in ihren Gesichtern und in dem, wie sie über ihre Arbeit sprechen. Glücklich und erfüllt. Gestern sah ich eine Sendung über den Bauch von Florenz, eine Markthalle, in der das verkauft wird, was in der Region produziert wird, wie Gemüse, zum Beispiel, rote Zwiebeln, Olivenöl, aber auch Köstlichkeiten, die „live“ in den Ständen der Markthalle gebacken, gebraten werden.

Kurz darauf präsentierte sich im Schweizer Fernsehen ein Scheffanalyst einer Bank, der todernst die neuesten Zahlen vorratterte. Was für ein Gegensatz zu der Lebendigkeit des toscanischen Müllers, des Bäckers, des Metzgers, des Konditors, des Kochbuchautors, der seinen Gästen eine Suppe aus besagten roten Zwiebeln servierte. Und da dachte ich, ist jener Bank-Mann auch stolz auf das, was er in seinem Büro tut? Oder: Was ist denn der Lebensinhalt eines Menschen, der nichts Konkretes tut? Der nichts erschafft? Und ist Ihnen auch aufgefallen, wie hysterisch Griechenland seziert wird, weil es, oh Entsetzlichkeit, Geldprobleme hat? Mich lässt das kalt. Also wer wem was schuldet. Es gibt nämlich Menschen, die definieren sich nicht über das, was sie haben, sondern was sie machen. Und wie sie es machen. In Griechenland imponierte mir ein Schäfer, der erzählte, er sei unlängst aufs Land zurückgekehrt und könne sich nun dank Eigenanbaus sehr gut über Wasser halten.

Ich weiss, wir hier und auch viele dort können das nicht mehr. Und viele wollen das nicht mehr. Ich bin sicher der Analyst weiss nicht mal mehr, wie man ein Lavabo ordentlich putzt. Es sind nämlich auch solche kleinen, wichtigen Dinge, die das Leben ausmachen. Ich kannte einen Stararchitekten, der wusste nicht mal, wo die Küche in seiner Villa ist und wo man die Klamotten wäscht, etc. Und solche Leute machen dann unsere Bauplanung. Und wir baden dann den lebensfremden Bau-Schrott aus. Ich bin längst für back to the basics, mich interessieren keine grossen Zahlen, keine fetten Monumente, sondern meine kleine Lebensqualität. Und die entsteht, wenn ich realisiere, dass ich unglaublich gute Pasta-Saucen kochen kann. Siehe das Foto, das vor lauter Begeisterung über die perfekte Saucen-Schärfe etwas unscharf geriet. Natürlich gebe ich meine genannten Fernseh-Weissheiten über den berechtigten Stolz der SelbermacherInnen gerne weiter! Schauen Sie doch mal in untenstehende Sendung.

http://www.arte.tv/guide/de/052706-001/im-bauch-von-florenz?autoplay=1

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