Das Ende von Freundschaft

Was ich von einem Frosch über Freundschaft lernte!

2016-05-10 18.03.53

Neulich traf ich eine Bekannte zum „Exakt-Eine-Stunde“-Kafitreff. Ich glaube, ich habs schon mal erzählt: Meine „Dates“ dauern jeweils eine Stunde. So lange mag ich mehr oder weniger gerne zuhören, danach freue ich mich wieder auf meine eigene Gesellschaft. Ja, ihr Lieben, ich habs endlich entdeckt: Ich bin gerne mit mir zusammen, geniesse meine eigene Gesellschaft, und bevor ich die mit jemandem teile, muss ich sicher sein, dass es nicht vergeudete (Lebens)Zeit ist. Wobei, ich war schon immer eher unfreiwillig gesellig, als ich Journalistin war und in der Welt herumreiste, viele Berühmtheiten interviewte. Oder, in den Jahren, in denen ich ganz gerne für ganz viele Gäste kochte. Das ist vorbei, gottseidank. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich mit sovielen Menschen sammeln konnte, möchte ich jedoch nicht missen, sie machen mich aus.

In jüngster Zeit ist jedoch mein Umfeld ganz schön geschrumpft. Ich verlor die Lust, Dinge zu tolerieren, die mich seit Jahren gestört hatten, oder Konflikte auszubügeln. Pflästerli auf Wunden, seelische, zu kleben.  An einem Morgen als ich grad mein Duvet ausschüttelte, oder vielleicht war es auch bei einem Spaziergang mit Hund oder beim Einräumen des Geschirrspülers, kam mir jenes Experiment in den Sinn, bei dem man einen Frosch ins kalte Wasser setzte, das ganz langsam erwärmte, bis der Frosch sozusagen Frosch blau, also gekocht und tot war. Er hatte gar nie versucht, rauszuhüpfen, weil er sich gaaaanz langsam an die eklig steigende Temperatur gewöhnt hatte. Genau so habe ich einige „Freundschaften“ oder auch geschäftliche Beziehungen geführt.

Die Warnlämpli: Achtung, du wirst abgekocht!, gingen nämlich sehr schnell an, doch ich blieb sitzen und liess mich über Jahre hinweg mürbekochen. Zermürbte mir passend das Gehirn, was ich noch tun könnte, um aus so einem Schlamassel eine tragfähige Beziehung zu machen. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich gar nicht verstehen, wieso ich nicht früher reagierte und nach dem ersten, meinetwegen zweiten Aufkochen und Abkochen nicht ausstieg. Aber wenn man so harmoniesüchtig ist wie ich, also gut man kanns auch konfliktscheu nennen, dann denkt man: Ach, diese Temperatur halte ich schon noch aus. Ich bin ja auch bei Anderen oft erstaunt, was sie sich alles gefallen lassen und schönreden. Ganz ehrlich, so blöd bin ich gottlob nicht mehr. Das macht die Vollreife. Klar denke ich an ein, zwei Beziehungen, die ich gerade kürzlich kippte, mit einer Prise Wehmut zurück. Es gab ja auch gute Momente, aber heute sehe ich eine Freundschaft/Beziehung wie ein Menu. Entweder ist es geniessbar – oder nicht. Und wenn Letzteres, geht’s ohne grosse Erklärung zurück in die Küche. Und man sucht sich mit Freude etwas Feineres aus!

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